Wie Süßes bei PMS hilft (2)

Teil 2

Süßes & PMS: Wie alles zusammenhängt

 

Foto Brooke Lark on Unsplash

Vor den Tagen ist für viele Frauen vieles anders. Sie fühlen sich anders, sie essen anders, sie schlafen anders, sie arbeiten anders, sie fühlen sich anders in ihrem Körper. Wieso? Welche Beschwerden können entstehen? Und was kann helfen?

 

TEIL 2: WIE ALLES ZUSAMMENHÄNGT

/// Der Einfluss der Säuren auf den weiblichen Zyklus /// Welche Symptome und Krankheiten können aus der Verschiebung des pH-Wertes, der Übersäuerung folgen? /// Die Pufferfunktion – Säure ist nicht gleich Säure /// Die Pufferfunktion im Zusammenhang mit dem Zyklus /// Wie das Süße und das Saure beim Puffern helfen können. Oder auch nicht. /// Das Puffersystem bekommt eine industrialisierte Antwort /// Auswirkungen des eingeschränkt funktionierenden pH-Puffers ///

 

Der Einfluss der Säuren auf den weiblichen Zyklus

Der pH-Wert im Blut einer Frau ist physiologischerweise (gemäß des natürlichen körperlichen Ablaufs) nicht permanent konstant wie beim Mann, sondern es gibt zyklusabhängige Veränderungen. In der Zeit vor der Menstruation sinkt der pH-Wert, das bedeutet, das Blut der Frau wird zunehmend sauer. Beginnt die Menstruation wird es basischer – der pH-Wert steigt an. Direkt nach der Menstruation hat das Blut den basischsten Wert. Von da an wird das Blut innerhalb des Zyklusverlaufs zunehmend sauer bis zur absoluten Säurespitze direkt vor der Menstruation.

 

Während der gesamten Zeit bleibt der pH-Wert des Blutes immer im basischen Bereich. Würde das Blut in den sauren Bereich gehen, unter einen pH-Wert von 7,0, würden Blut und Gewebe geschädigt. Eine Pufferfunktion des Körpers sorgt dafür, dass das Blut immer basisch bleibt (pH-Wert circa 7,4).

 

Welche Symptome und Krankheiten können aus der Verschiebung des pH-Wertes in Richtung Säure folgen?

Diese zyklusabhängigen Schwankungen können je nach Disposition der Frau unterschiedliche Auswirkungen haben. Sinkt der pH-Wert im Körper, kann dies verschiedene negative Effekte haben. Eine kurzfristige Auswirkung kann beim Muskelkater beobachtet werden: die Milchsäure, die durch Überbeanspruchung der Muskeln im Übermaß produziert wird, führt durch die große Menge an Säure zu einer Übersäuerung des Gewebes, das sich als Muskelschmerz, den sogenannten Muskelkater äussert. Der pH-wert liegt immer noch über pH 7,0, das bedeutet das Gewebe ist noch basisch. Aber in Relation zu seinem physiologischen Wert ist der aktuelle in Richtung sauer verschoben, deshalb spricht man von einer Übersäuerung des Gewebes, die ganz konkret einen relativen und keinen absoluten Überschuss an Säure meint.

 

Im Gegensatz zum meist nur kurz auftretenden Muskelkater können sich die Auswirkungen einer langfristigen Übersäuerung in einem breiten Spektrum von Problemen, Symptomen und Krankheiten zeigen. Eine unphysiologische Zunahme der Säure ist Mitursache oder Ursache von Asthma, Migräne, Neurodermitis, Rheuma und Cellulitis und vielen anderen. Im Besonderen verursacht oder verstärkt langfristige Übersäuerung Probleme und Krankheiten in Bezug auf den weiblichen Zyklus. Dies wirkt sich beispielsweise aus auf Pubertät, PMS, Menstruationskrämpfe, Dysmenorrhoe (alle Formen von Funktionsstörungen der Menstruation), vorzeitige Wechseljahre und Wechseljahrsbeschwerden.

 

Die Pufferfunktion – Säure ist nicht gleich Säure

Blut und Gewebe sind sehr empfindlich auf bestimmte pH-Werte festgelegt. Bei Verschiebung in die eine oder andere Richtung können die Organe ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen. Bei stärkerer Veränderung können sie geschädigt werden, teilweise dauerhaft.

 

Deshalb gibt es im Körper ein vielschichtiges Puffersystem, das sich um die eingeführten oder selbst produzierten Säuren kümmert. Der einfachste Weg ist der der Ausscheidung über Urin, Stuhlgang und Schweiss. Kann dieser Weg eine Entsäuerung nicht ausreichend gewährleisten, baut der Körper die Säuren um. Zunächst liegen sie in einer gelösten Form vor, er wandelt sie in eine feste Form um. In dieser Depotform können sie den pH-Wert nicht mehr beeinflussen wie in der gelösten Form, sie ist vorübergehend inaktiv.

 

Wird die Säure aus der festen Form gelöst, ist sie biochemisch wieder aktiv und beeinflusst den pH-Wert direkt. Durch diese Wirkungsweise kann der pH-Wert mit den im System vorhandenen Säuren verändert werden, auch wenn keine Säure von aussen zugeführt oder ausgeschieden wird.

 

Die Pufferfunktion im Zusammenhang mit dem Zyklus

Der physiologische Anstieg des pH-Wertes bei einer Frau, die nicht übersäuert ist, bewirkt keine weiteren Symptome. Sie ist in der Pufferzone, in der ihr Körper keine Nachteile hat durch geringe Veränderungen. Ist das Mädchen oder die Frau jedoch bereits übersäuert, hat sie diese Zone schon mehr oder weniger verlassen. Der Säure-Basen-Haushalt ihres Körpers ist bereits ständig überlastet mit zuviel Säuren und zuwenig Basen.

 

Der Körper kann trotz Ausscheidung nicht genug gegensteuern und hat bereits angefangen, die gelösten Säuren in ihre feste Form zu überführen und Säuredepots anzulegen. Der Körper ist schon damit gefordert, den Puffer im Normalzustand nicht in den zu sauren Bereich kommen zu lassen. Der pH-Wert liegt zwar nicht im akut gewebeschädigenden Bereich aber doch unter dem gesunden, physiologisch normalen Wert. Sinkt nun wegen der Hormonumstellung vor der Menstruation der pH-Wert des Blutes weiter, so verstärkt dies die bereits existierende Übersäuerung. Der Körper muss einen weiteren Gang hochschalten: er braucht unbedingt mehr Basen, um mit den vielen Säuren fertig zu werden. Also signalisiert er Heisshunger.

 

Denn Nahrung war für viele Jahrtausende synonym mit Basenüberschuss. Es war frisches Obst und Gemüse mit Zugabe von Samen und Nüssen. Ergänzt durch minimalen Fleisch- und Fischkonsum.

 

Eine Ausnahme bilden Völker die sich in Gebieten fanden, in denen kaum oder keine essbaren Pflanzen wuchsen wie Inuits, Mongolen oder Massai, die vorwiegend Fisch, Fleisch oder Milchprodukte zu sich nehmen. Und im Vergleich zu mehrheitlich pflanzenkonsumierenden Völkern eine niedrigere Lebenserwartung haben.

 

Wie das Süße und das Saure beim Puffern helfen können. Oder auch nicht.

Süße Nahrung bedeutete viele Jahrtausende lang für den Menschen Obst und fruchtähnliche Pflanzen. Oder auch Honig, Zuckerrohr, Sirup und andere süße Säfte. Durch den enthaltenen Zucker schmecken sie süß. Fast alle Obstsorten und Honig enthalten im frischen Zustand mehr Basen als Säuren. Deshalb nennt man sie basenüberschüssig. Bei dem Basenwert eines Nahrungsmittels handelt es sich nicht um den direkten chemischen pH-Wert der Substanz. Sondern der Basenwert zeigt an, ob das Nahrungsmittel dem Körper für die Verwertung im Stoffwechsel mehr Basen oder mehr Säuren zur Verfügung stellt. Liefert ein Lebensmittel dem Körper mehr Basen als Säuren für den Stoffwechsel, nennt man sie basenüberschüssig oder kurz basisch. Liefert sie dagegen mehr Säuren, nennt man sie säureüberschüssig oder verkürzt sauer. So ist die Zitrone in ihrem direkt in der Frucht gemessenen pH-Wert sauer, aber für den Stoffwechsel hat sie mehr Basen als Säuren zu liefern, deshalb ist sie basenüberschüssig im Sinne des Säure-Basen-Haushalts.

 

Steigt nun der Säurewert zunehmend vor der Menstruation, will der Körper regulierend eingreifen und versucht durch die Meldung Heisshunger ein Signal für Basenaufnahme zu senden. Das ist nach alter Tradition der Heisshunger auf Süßes, aber auch Salziges, Bitteres oder Saures wie die Zitrone. Dieser Mechanismus hat Jahrtausende lang funktioniert. Die Frau führte sich auf dieses Signal hin basenübeschüssige Nahrung zu und der Körper konnte mit diesen Basen seine Pufferfunktion erfüllen.

 

Aber im Zeitalter der Industrialisierung ist die Nahrung ebenso industrialisiert. Heisshunger auf Süßes bedeutet nun für den Menschen nicht mehr Obst und Honig, sondern industriell hergestellte Süßwaren aus einer Komposition von industriell veränderten Rohstoffen und Chemie. So besteht Nahrung heute hauptsächlich aus weissem Zucker, gehärtetem Fett, Weizenauszugsmehl, Zusatzstoffen, Konservierungsstoffen, Füllstoffen, Pestizidrückständen, Schaumstoffen, Regulatoren, Farbstoffen und vielem mehr. Dazu kommen Genussmittel wie Kaffee, Alkohol, Nikotin und andere. Diese Stoffe haben alle eins gemeinsam: sie bestehen hochgradig, oft manchmal ausschliesslich aus Säuren.

 

Das Puffersystem bekommt eine industrialisierte Antwort

Der Körper der Frau in den Tagen vor der Menstruation sendet ihr also das Signal, basenüberschüssige Nahrung zu sich zu nehmen, um den hormonellen Säureanstieg auszugleichen. Und durch die meist bereits bestehende Übersäuerung ist er bereits an seine Grenzen gestossen und das Signal ist ein Notsignal.

 

Durch die veränderte Nahrungswelt der entfremdeten Industriewelt aber verkehrt sich der Code ins Gegenteil. Statt dem süßen basenüberschüssigen Obst essen die meisten Mädchen und Frauen die süßen säureüberschüssigen Süßwaren. Industrieschokolade, industriell gefertigte Eiscreme und entsprechende Kuchen und Kekse. Oder bei Heisshunger auf salzig Fertigpizzen aus der Supermarkttiefkühltruhe und Konservengemüse aus konventioneller Landwirtschaft. Statt der Lust auf Bitteres, die früher zum Essen von bitteren Kräutern geführt hätte und damit verbunden zu einem Großangebot an Basen für den Körper, ist der Ersatz heute bittere Industrieschokolade, Kaffee, Alkohol oder ähnliches. Im Falle von Sauer gibt es anstatt eines sauren Apfels oder Sauerkirschen vielleicht die sauren Gelsticks mit der chemischen Zitronensäure oder Essiggurken, die wegen des Essigs und anderer Inhaltsstoffe ebenfalls extrem säureüberschüssig sind.

 

Der Körper, der sich bereits im Säurestress befindet und das Notsignal sendet, bekommt als Antwort eine Riesenladung Säure. Der bereits bestehende Stress im Basen-Säure-Haushalt wird zur kleinen Katastrophe. Statt eines Ausgleiches führt die Person sich durch dieses Missverständnis genau das zu, was ihr Körper unter allen Umständen meidet und ausscheiden will: Säure. Noch mehr Säure.

 

Und die Basen, die dem Körper bereits fehlen, um die vorher schon vorhandenen Säuren zu neutralisieren, reichen noch viel weniger aus, um die noch grössere Menge von Säuren zu neutralisieren.

 

Der Körper braucht Basen, damit verschiedene Stoffwechselvorgänge reibungslos ablaufen können. Damit er funktionieren kann. Hat er die Basen nicht, kann er nicht so reibungslos funktionieren. Es kommt zu Mangelerscheinungen.

 

Auswirkungen eines eingeschränkt funktionierenden pH-Puffers

So können verschiedene Symptome des Prämenstruellen Syndroms auftreten: Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Brustpannen, Ödeme, emotionales Stimmungstief bis zu einer erhöhten Neigung zu Blutergüssen. Zudem können während der Menstruation Krämpfe auftreten, Hypermennorhoe (zu starke Blutung), Hypomenorrhoe (zu schwache Blutung) und andere Blutungsstörungen.

 

Das Problem mit der Übersäuerung hängt in sehr starkem Maße ab von Quantität und Qualität der Belastung des Säure-Basen-Haushaltes. Je übersäuerter der Mensch, desto stärker werden die Probleme sein, die sich daraus ergeben. Dies ist einer der Gründe, weshalb es in der industrialisierten Welt zunehmend Frauen gibt, die an Wechseljahrsbeschwerden leiden. Denn beim Eintritt in die Wechseljahre können die meisten auf einige Jahrzehnte mit übersäuerter Ernährung, vermehrtem Stress und anderen den Säure-Haushalt belastenden Lebensgewohnheiten zurückblicken.

 

In einer Zeit, die eigentlich zu früh ist, beispielsweise ab Mitte der Dreissiger Jahre einer Frau, kann es bereits erste Anzeichen der Wechseljahre geben, dies bedeutet unphysiologisch früh eintretende, sogenannte Vorzeitige Wechseljahre. Auch sie sind oft (mit-)verursacht durch Übersäuerung.

 

In den Wechseljahren, der großen Hormonumstellung in der späten Lebensmitte der Frau, führen überhöhte Säurewerte ebenfalls (mit) zu den bekannten Symptomen wie Hitzewallungen, Unwohlsein, emotionale Imbalancen und anderen.

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