Wie finde ich zu einer Entscheidung? Teil 2: Antworten

ENTSCHEIDUNGSFINDUNG

ODER: ICH BIN MEIN EIGENES PARLAMENT

Teil 2: Antworten

Die Antworten liegen in der genauen Betrachtung, dem genauen Zuhören. Ich lerne meine Parlamentsmitglieder kennen. Jedes einzelne. Und manchmal sind es viele. Und sie sind nicht immer auf den ersten Blick zu verstehen. Und manchmal sind sie auch nicht anwesend, lassen andere für sich abstimmen. Und es ist schwierig, sie zu finden. Denn um sie kennenzulernen, ist eine Begegnung wichtig. Un oft ist es sehr aufschlussreich, was der suchenden Person auf der Suche nach dem verschwundenen Parlamentsmitglied begegnet.

 

Oft ist es notwendig, ganz in die Menge der Abgeordneten einzutauchen und sich mit ihnen zu unterhalten. Für Ungeübte ist es in diesen Momenten nicht immer möglich, den Überblick zu behalten. Der Blick auf das Detail macht den gleichzeitigen Blick auf das Ganze unmöglich. Aber das muss kein Problem sein. Im Gegenteil. Je näher die einzelnen Mitglieder erforscht werden, umso deutlicher werden dadurch Aspekte des gesamten Parlamentes.

 

Da alles ständig in Bewegung und Veränderung ist, ist es für die Person nicht möglich, sich ein vollständiges Bild. Denn wenn die Person Hunderte von Mitgliedern gefragt hat, können bereits wieder manche entlassen und neue dazugekommen sein. Am erfolgreichsten ist eine Mischung aus entspannter, offener Haltung kombiniert mit achtsamer, aufmerksamer, genauer Beobachtung und Kommunikation. Pedantisches Forschen und perfektionistischer Anspruch fördern meist nur die Frustration.

 

Beim Kennenlernen werden sich verschiedene Parteien zeigen: Verstand, Erfahrung, Gefühl und Intuition. Die Parteien haben wieder Untergliederungen, die es genau zu studieren gilt: beispielsweise die Erfahrung kann eine positiv oder negativ gewertete sein. Gewertet von wem? Vom Verstand? Vom Gefühl? Der Intuition? Den Parteien fehlt nicht nur eine erste klare Gliederung, sondern unter der Oberfläche sind sie vernetzt, manchmal sogar ausgetauscht. Das kann auf den ersten und zweiten Blick verwirrend sein.

 

Zur Erklärung möchte ich an das Beispiel von Teil 1 erinnern: die Entscheidung zwischen Tiramisu und Eisbecher. Ein Parlamentsmitglied, das auf den ersten Blick aussieht wie eine Verstandesvertretung, weil es sagt (verkürzt): „Lieber den Eisbecher, sonst werde ich zu dick. Und es ist ungesund“. Das sieht auf den ersten Blick sehr vernünftig aus. Deshalb wird es von der Person, die eine vernünftige Entscheidung treffen möchte, positiv bewertet. Aber bei näherem Erforschen des Mitgliedes, bei einem weiteren Gespräch gibt es folgendermaßen Auskunft:“ Ich habe einfach Angst vor dem Dickwerden. Weil meine Mutter und die anderen Frauen in dem Dorf, in dem ich aufgewachsen bin, sagten, dass ich schlank sein muss, um Erfolg bei Männern zu haben. Und wenn ich den Erfolg nicht habe, habe ich nichts, bin ich nichts. Dann habe ich versagt. Attraktivität ist alles. Also muss ich schlank sein, sonst habe ich nichts geschafft im Leben. Und damit komme ich nicht klar.“

 

Hinter der scheinbaren Verstandesauskunft steckt ein Gefühl, eine Erfahrung, die für die Person negativ war, ein traumatisches Erlebnis. Diesem Erlebnis musste eine scheinbare Vernunftsverpackung geben, da sie nur mit (scheinbarer) Vernunft aber nicht mit unangenehmen Gefühlen umgehen konnte und kann. Die Vertretung, die zunächst so sehr nach Verstand aussah, war unter der Oberfläche Gefühl, Erfahrung und Trauma.

 

Eine Unterhaltung mit zwischen Gesamtperson und der nächsten abgeordneten Person gibt weitere Auskunft. Sie sagte in Teil 1, sie würde gerne Tiramisu essen, weil es sie an Rom erinnere und ihr ein gutes Gefühl gebe. Hinter dieser Aussage würden die meisten eher eine Vertreterin des Gefühls erwarten. Und das Gefühl gilt in unserer Gesellschaft als unstet, deshalb als wenig vertrauenswürdig, als wackelige Basis für Entscheidungen, als unzuverlässig, als unnütz. Bei näherer Unterhaltung erfährt die Ich-Person, dass diese Vertretung selbst aber keinerlei Problem mit der Unberechenbarkeit des Gefühls hat. Darum geht es ihr nicht bei ihr. Es geht ihr darum, dass sie der gesamten Person gibt, was diese im Moment wirklich braucht.

 

Und das fühlt sie. Also wenn sie in diesem Moment nur für diesen Moment fühlt ist das ganz genau richtig für diesen Moment. Und mehr ist nicht notwendig. Die Vertretung weiss genau, dass die Gesamtperson einen schweren Tag hatte und dass es ihr genau gut tun würde, diesen süßen Nachtisch zu essen und sich von der ebenso süßen Erinnerung emotional nähren zu lassen. Diese Vertretung ist pures Gefühl und pure Intuition. Sie kann der Gesamtperson in diesem Moment zu dem verhelfen, was diese wirklich braucht: Tiramisu.

 

Die Kommunikation mit der dritten Person zeigt auch verschiedene Schichten. Die erste Schicht war deren Aussage, dass sie am liebsten gar nichts essen möge, da das am gesündesten wäre und am schlanksten mache. Diese Aussage klingt für Menschen, die sich nach verstandesgemäßen Aussagen sehen, nach Verstand, Sicherheit und einer klaren also logischen, konsequenten Aussage. Doch beim weiteren Gespräch zeigt sich, dass der Grund für diese Aussage keineswegs eine umfassende, klare und logisch fundierte Analyse ist, sondern dass die Vertretung diese Meinung hat, weil sie der Meinung ist, etwas zu tun sei immer ein Risiko. Und deshalb könne nur gewonnen werden, indem das Risiko vermieden werde und so das Sichere gewählt wird: das Nichttun also auch kein Risiko. Diese Haltung vertritt sie vehement und ausschliesslich und es wird klar, dass die Grundhaltung dahinter aus tiefer Frustration durch das Leben stammt. Um sich dieser Frustration zu entziehen, entzieht sie sich dem Leben. Die Basis für die scheinbar vernünftige Aussage ist ein Mensch, der nur noch aus seinen Frustrationen heraus agieren kann. Womit die Basis der Vertretung, die nach Verstandespartei aussah, wieder eine andere Wendung genommen hat und Gefühl, negative Wertung und Trauma ist.

 

Wichtig ist, die Personen kennenzulernen, ihnen zuzuhören, zu erkennen, was sie wirklich wollen, was ihre Beweggründe sind. Alle, die zu dem Punkt etwas zu sagen haben. Das kann manchmal sehr mühsam sein, besonders wenn es um komplexere Entscheidungen als Tiramisu oder Eisbecher geht.

 

Aber stellen Sie sich vor, Sie würden sich diese Mühe nicht machen. Und sie würden über die zweite Beispielfrage abstimmen, ob Sie die Stelle kündigen und sich selbstständig machen oder nicht. Sie würden sich im Parlament umsehen und es sähe so aus, als ob folgendermaßen abgestimmt wurde: der Verstand stimmt für bleiben (70%), das Gefühl für Kündigen (30%), Vertreterinnen und Vertreter von Gespür und Intuition sind nicht anwesend. Sie denken dann vielleicht: gut, ich bleibe. Das ist ja eindeutig: da kann ich meine Zukunft getrost meinem Verstand anvertrauen, der hat ausserdem die Mehrheit.

 

Aber dahinter steckt, dass von den 70% Verstand 30% übernommene Ängste Ihrer Eltern sind und 40% eigene Ängste, die sie im Laufe des Lebens entwickelt haben. Und dass die Ängste sich aus Unsicherheit in scheinbare Sicherheit flüchten, die sie sich aber nur herbeiwünschen, die nicht real existiert. Und hinter den Gefühlen steckt in diesem Fall das Gespür und die Intuition. Die Intuition kann nur inkognito anwesend sein und abstimmen, da die Angstmafia aus Angst vor der Macht der Intuition die Mehrheit der Intuitionsfraktion entführt und an einem geheimen Ort festgehält, während die Abstimmung läuft. So komplex und aufregend kann Ihr eigenes inneres Parlament sein. Und es kann auch manchmal ganz einfach sein. Und meistens ist es alles dazwischen.

 

Wie finde ich zu einer Entscheidung? Teil 3: Taten

Wie finde ich zu einer Entscheidung? Teil 1: Fragen

 

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