Familienaufstellung: Beispiel Eifersucht

Familienaufstellung in Berlin bei Andrea Hofmann

Mit der Methode Familienaufstellung, die auch den Namen Systemische Aufstellung trägt, können viele Probleme behandelt werden.

Hier als Beispiel eine Klientin, nennen wir sie Ute*, die vor einiger Zeit zu mir in die Praxis kam mit dem Problem Eifersucht.

 

Das Problem: Ist es Eifersucht oder etwas anderes? Wenn ja, was?

Ich weiss, er würde mich nie betrügen

Ute schilderte kurz das Problem: „Ich habe ein großes Problem mit einer Frau (Monika*), mit der mein Freund zusammen arbeitet. Sie ist übergriffig, respektlos und macht sich an meinen Freund ran. Ich weiss, dass er mich nicht betrügt oder betrügen würde, aber trotzdem bin ich sehr eifersüchtig.

Trotzdem bin ich eifersüchtig

Gleichzeitig fühlt es sich nicht richtig an wie Eifersucht. Ich weiss es nicht genau. Durch den Arbeitskontext ist die Frau immer wieder in unserer gemeinsamen Wohnung und es geht mir dann jedes Mal sehr schlecht. Sie ist wirklich unverschämt zu mir.“

Die andere Frau hat ein Grenzproblem

Sie führt weiter aus: „Sie ist auch bei anderen respektlos, mein Freund sieht das auch so. Da er aber weiter mit ihr arbeiten will, sagt er nichts weiter zu ihr, setzt er ihr keine Grenzen, weil er nicht riskieren will, dass sie die Arbeit mit ihm aufkündigt.

Er empfindet nichts für die andere

Er empfindet nichts für sie jenseits der gemeinsamen Arbeit. Ich möchte gern wissen, ob ich irgendwelche alten Blockaden habe, wegen derer ich eifersüchtig bin und das dann lösen. Ich möchte einfach genauer hinsehen und verstehen, was da genau abläuft und die Situation dann so ändern, dass ich mich wieder gut fühle.“

Der nächste Schritt: die Familienaufstellung. Was oder wen stellen wir auf? 

Welche Positionen werden benötigt?

Wir besprechen gemeinsam, dass es zunächst zwei Positionen geben soll: einmal sie und ihr Freund.

Ute sagt, dass es darüberhinaus auch mit anderen Frauen ähnliche Probleme und Gefühle (Eifersucht) gäbe, allerdings in abgemilderter Form. Ute interessiert sich dafür, die beiden anderen Frauen auch aufzustellen. So kann vielleicht ein gemeinsamer Hintergrund klar werden.

Wir stellen also folgende Positionen auf: Ute, Marco (Freund), Monika und zwei weitere Frauen. Diese Positionen werden dann stellvertretend von mir besetzt.

Leitung und Stellvertreter*innen-Positionen

In der Einzelsitzung Familienaufstellung leite ich die Aufstellung und bin gleichzeitig auch Stellvertreterin für alle Positionen. Die Person, die ihr Thema aufstellt, kann sich dann später auch in ihre eigene Position stellen.

Die einzelnen Teile (Personen) werden aufgestellt

Jede Person ist ein Blatt Papier

Als Position wird ein Blatt Papier zunächst mit dem Namen der Person(en) beschriftet. Hier in der Familienaufstellung sind es fünf Positionen, also fünf Blätter.

Die Positionierung der Personen

Nun legt Ute die Blätter im Raum auf den Boden, so wie sie das Gefühl hat, dass die Personen im Raum stehen, zueinander stehen würden. Die Beteiligten sind mit Ausnahme von Ute nicht anwesend, nur stellvertretend als Name auf dem Blatt beziehungsweise als Teil der Aufstellung, als Rolle.

Andrea Hofmann ist alle Stellvertreter*innen

In der Einzelsitzung belegt Andrea Hofmann zunächst alle Stellvertretenden Positionen. In der Gruppe würde Ute nun aus den Anwesenden jeweils Personen für die einzelnen Positionen auswählen: Magdalene, würdest du die andere Frau sein? Stefan, würdest du die Rolle von Marco übernehmen. Undsoweiter.

Wer denkt und fühlt was? Die einzelnen Positionen in der Familienaufstellung.

Die Gefühle der Positionen

Andrea Hofmann stellt sich nacheinander auf die einzelnen Positionen (mit den Namen beschrifteten Blätter) und gibt wieder, was sie an Gefühlen, Gedanken, Körperempfindungen auf der jeweiligen Position wahrnimmt.

Die einzelnen Positionen: individuelle Teile des Systems

Es zeigt sich folgendes Bild: Andrea Hofmann spürt in der Position von Ute – Ute sitzt neben der Familienaufstellung und sieht zu – zwar eine Art Eifersucht, aber keine „echte“ Eifersucht. Es ist eher ein Unwohlsein verursacht durch das übergriffige Verhalten von Monika und das für Ute nicht ganz nachvollziehbare Nicht-Reagieren von Marco.

Die Ursache der Eifersucht

Auf der Position der Frauen spürt Andrea Hofmann jeweils starkes sexuelles Interesse an Marco. Die Frauen sind teilweise interessiert, Sex zu haben, eine Affäre oder auch eine langfristige Liebesbeziehung.

Aufmerksamkeit stabilisiert Haltlosigkeit

Alle drei Frauen fühlen sich in sich selbst ziemlich instabil an. Die Aufmerksamkeit von Marco stabilisiert diese Haltlosigkeit, sie fühlen sich dadurch besser.

Sie spüren, dass Marco keine sexuelle oder Liebesbeziehung mit ihnen leben möchte, aber gleichzeitig ist eine Spannung im Raum, weil er ihnen positive Aufmerksamkeit gibt. Dadurch dass er die Grenzen nicht klar zieht, hält er diese Art von Beziehung/Nicht-Beziehung in der Schwebe.

Die Hoffnung auf Erfüllung

So bekommen die Frauen ständig Aufmerksamkeit und haben Hoffnung, dass ihre sexuellen Wünsche wenn nicht jetzt, dann vielleicht doch in Zukunft in Erfüllung gehen könnten.

Familienaufstellung: die Lösung des Problems

Das Problem: indifferente Haltung

Es wird klar, dass das Problem in der indifferenten Haltung von Marco liegt und in der daraus resultierenden Schwebe und Attraktion, die stets für die drei Frauen erhalten bleibt.

Das ist Ute´s Irritation, die sie als Eifersucht wahrgenommen hat. Es ist klar, dass Marco sie nicht betrügt, also nach einer klassischen Definition es keinen Grund gibt für eine Eifersucht.

Dennoch bleibt die ungelebte Möglichkeit im Raum, da Marco keine klaren Grenzen zieht.

Klärung der Situation?

Ute wünscht sich, da Marco und sie in einer monogamen Beziehung leben, dass er die Situation entsprechend klärt. Es soll für die Frauen klar sein, dass sie weder jetzt noch in Zukunft Aufmerksamkeit erhalten, die über das professionelle oder freundschaftliche Maß hinausgeht.

Ute möchte gerne, dass sie selbst nicht mehr die Leidtragende von Marco´s Unentschiedenheit ist und Übergriffigkeiten dieser Frauen aushalten „muss“.

Marco ist die entscheidende Position

Es wird klar, dass für eine Veränderung der Situation Marco´s Beteiligung wichtig ist. Ute möchte mit ihm besprechen, was bei der Familienaufstellung zutage kam und ihn fragen, ob er im weiteren daran mitarbeiten möchte, um die Situation langfristig zu klären.

Familienaufstellung Eifersucht – zweite Runde

Marco ist ein reflektierter und offener Mann, dem sehr an seiner Beziehung mit Ute gelegen ist und der ebenso wie Ute Ungeklärtes nicht unnötig verschleppen will. Also nehmen die beiden Kontakt mit mir auf. Sie möchten beide die Situation klären.

Familienaufstellung – wer ist jetzt beteiligt?

Ute, Marco und ich besprechen, dass die gleichen Personen wie letztes Mal als Positionen aufgestellt werden sollen: Ute, Marco und die drei anderen Frauen.

Der weitere Verlauf der Familienaufstellung

Marco´s Aufstellung

Wieder werden die Blätter im Raum verteilt, dieses Mal von Marco, da es jetzt sein Thema ist. Danach setzen sich Marco und Ute auf die Couch und sehen sich die Aufstellung an. Andrea Hofmann begibt sich nacheinander in die fünf verschiedenen Positionen („Rollen“).

Aufmerksamkeit gefällt ihm

Sie spürt wieder wie beim ersten Mal, wie attraktiv Marco für diese anderen Frauen ist und wie diese Attraktivität von ihm positiv empfunden wird. Auf Nachfrage bejaht Marco dies. Er sagt, dass es ihm gefalle, aber er das ja auch nicht schlimm fände, da er Ute nie betrügen würde. Es bleibe ja bei dieser „kleinen“ Aufmerksamkeit.

Marco soll Grenzen aufzeigen

Ute sagt, dass ihr die Übergriffigkeit, vor allem von Monika zu schaffen mache und dass Marco in der gemeinsamen Wohnung Monika keine Grenzen aufzeige und diese sich jedesmal in der Wohnung in einer sehr unpassenden Art und Weise breit mache.

Die Angst vor Konsequenz

Marco sieht das eigentlich auch so, scheut sich aber vor Konsequenzen, weil er Monika nicht vergraulen will. Er befürchtet, dass sie dann die Zusammenarbeit aufkündigt. Gleichzeitig sieht Marco, wie schlecht seine Nicht-Reaktion für Ute und seine Beziehung mit Ute ist und möchte doch lieber Grenzen ziehen, die für sie beide gesund sind.

Teilnehmende in ihrer eigenen Position in der Familienaufstellung / Systemischen Aufstellung

Marco geht in seine eigene Position

Andrea Hofmann fragt Marco an diesem Punkt, ob er selbst in seine Position stehen möchte. Er bejaht dies. Es ist durchaus üblich, dass nach einer gewissen Dauer der Systemischen Aufstellung / Familienaufstellung, die aufstellende Person in ihre eigene Position geht.

Die Aufmerksamkeit der drei Frauen

Er steht in seiner Position und es ist eindeutig, dass eine weitere Klärung nur möglich ist, wenn er sich von den drei Frauen distanziert. Deshalb bewegt Andrea Hofmann nun die Positionen der drei Frauen von Marco weg. Bei Marco erzeugt dies folgende Reaktion: er vermisst etwas, er realisiert erst jetzt in vollem Umfang, wie angenehm die Nähe und Aufmerksamkeit, die Bewunderung dieser drei Frauen für ihn war.

Die Mutter kommt ins Spiel

Und er realisiert, dass diese Nähe und Aufmerksamkeit genau das ist, was er von seiner Mutter bekommen hat. Dies war aber – ebenso wie bei den drei Frauen – an übergriffiges Verhalten gekoppelt. Es war keine gesunde Nähe,  die er von seiner Mutter bekommen hat. Seine Mutter war narzisstisch und hat ihn benutzt, hat seine Nähe eingefordert, mehr als gesund für ihn war, mehr als er eigentlich wollte. Das ist kein neues Thema für Marco, das war ihm schon vor der Aufstellung bewusst, wenn auch nicht in diesem Ausmaß.

Familienaufstellung: gegenwärtige Probleme mit Wurzeln in der Vergangenheit

Mangelnde Distanz zur toxischen Mutter

Marco realisiert, dass die Beziehung mit diesen Frauen direkt mit der noch nicht vollständig verarbeiteten Beziehung mit seiner Mutter zu tun hat. Er merkt, dass er sich von diesen drei Frauen nicht einfach distanzieren kann, auch wenn ein Teil von ihm das will.

Abhängigkeit von der Mutter

Er kann es nicht, weil es eine emotionale Abhängigkeit gibt, die mit der emotionalen Abhängigkeit zu seiner Mutter zu tun hat, die seine Mutter in ihm durch ihr narzisstisches Verhalten begründet hat.

Kombination von Familienaufstellung mit EMDR

EMDR zur Lösung des alten Traumas

An diesem Punkt beziehe ich eine andere Methode in die Familienaufstellung mit ein: EMDR. Diese Methode ist sehr effektiv, um alte, ungelöste Traumata zu bearbeiten. Die Beziehung der narzisstischen Mutter mit Marco ist ein Trauma für ihn und noch nicht vollständig verarbeitet.

Traurigkeit beim Gedanken an gesunde Distanz

Ich passe die Methode EMDR an die Situation an und nutze die Augenbewegungen der Methode, um die Traurigkeit zu bearbeiten, zu integrieren, die Marco nun fühlt, wenn er sich von den Frauen trennen will, wenn er eine gesunde Distanz zu ihnen finden will.

Im Zentrum: Marco´s Mutter in seiner Kindheit

Marco´s Kindheit

Marco fühlt wieder den Schmerz, der mit seiner Beziehung als Kind zu seiner Mutter zu tun hat, als sie ihn benutzt und an sich gebunden hat. Seine Mutter hat ihn geprägt, sie hat ihn übermäßig an sich gebunden. Sie wollte seiner Aufmerksamkeit sicher sein.

Ungesunde Nähe

Deshalb hat sie sichergestellt, dass er sich schlecht fühlt, wenn er sich aus dieser zu nahen Nähe wegbewegt, hin zu einer gesunden Distanz. Obwohl er es will, kann er sie nicht wirklich verlassen, kann er sich nicht abnabeln. Deshalb hat ihm seine Mutter in Momenten, in denen es für sie gepasst hat, ihm ihre manische Aufmerksamkeit geschenkt.

Bewusstheit und Verarbeitung

Dies wird Marco alles bewusst, als er auf dieser Position steht. Um es noch zu verstärken und so besser bearbeiten zu können, wird die Mutter als weiterer Teil der Aufstellung dazu gestellt. Die anderen Frauen, die Frauen der Gegenwart werden kurz pausiert. Die Aufstellung wird nun auf zwei Personen reduziert: Marco und seine Mutter.

Familienaufstellung  + EMDR: gesunde Abnabelung von den Zwängen der Vergangenheit

Integration des Traumas

Andrea Hofmann führt mit Marco die Augenbewegungen des EMDR durch und Marco kann so ein Stückweit das Trauma seiner Kindheit integrieren. Nach circa 20 Minuten sind die Emotionen in bezug auf seine Mutter weniger stark für ihn weil sie teilweise integriert wurden. Er ist ziemlich erschöpft. Für diese Sitzung ist ein wichtiger Schritt getan.

Marco braucht eine Pause

Marco möchte nun nicht weiter an der Konfrontation mit den Gefühlen in bezug auf seine Mutter arbeiten, er ist erschöpft und braucht eine Pause. Deshalb wird die Mutter nun wieder aus der Familienaufstellung / Systemaufstellung genommen und die ursprüngliche Konstellation der fünf Personen wird wieder aufgestellt.

Familienaufstellung: eine neue innere und äussere Position finden

Die Positionen haben sich verschoben

Nun zeigt sich in der erneuten Aufstellung – nachdem der ursächliche Konflikt mit seiner Mutter teilweise bearbeitet wurde – dass sich die Positionen verschoben haben.

Gesunde Nähe, gesunde Distanz

Marco steht nun näher bei Ute, die drei anderen Frauen stehen weiter weg. Marco kann er nun damit umgehen, dass er gegenüber den drei anderen Frauen Grenzen zieht, sich von ihnen distanziert.

Das Problem mit seiner Mutter hat er nicht vollständig gelöst, aber er wird in Zukunft daran weiter arbeiten.

Prägung der Kindheit reicht ins Heute

Er ist schon ein gutes Stück weiter gekommen, aber die Prägung in der Kindheit war sehr stark und es dauert länger als eine Sitzung, um dies vollständig und dauerhaft zu ändern.

Das Ergebnis: neue Grenzen und das Ende der Eifersucht

Die Eifersucht ist verschwunden

Marco kann nun die Grenzen ziehen und sowohl auf Ute´s Position in der Aufstellung als auch bei Ute direkt ist klar, dass sie nun kein Problem mehr hat. Sie war nicht wirklich eifersüchtig. Sie ist sehr froh und erleichtert, dass die Situation geklärt wurde.

Erleichterung der veränderten Beziehung

Auch Marco ist sehr froh und erleichtert, denn er zieht eine gesunde starke Beziehung mit Ute einem kranken Geplänkel mit diesen drei narzisstischen Frauen vor. Er ist froh, dass er nun soweit ist, die Grenze ziehen zu können.

Er ist sehr erleichtert, nun in diesem Punkt nicht weiter die Vergangenheit mit seiner Mutter zu wiederholen, die ihn sehr belastet hat.

Happy End und offene Punkte

Er weiss, dass noch ein Rest Arbeit übrig bleibt und er heute nicht das letzte Mal am Thema seiner narzisstischen Mutter gearbeitet hat. Aber er ist zuversichtlich, weil er mit Familienaufstellung und EMDR auf starke Methoden zurückgreifen kann, die die Arbeit sehr effektiv und verhältnismäßig einfach machen.

Ute und Marco gehen erleichtert und zuversichtlich in ihren Alltag zurück, der nun für beide froher und freier ist – langfristig.

 

*Name aus Datenschutzgründen geändert

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