Die narzisstische Mutter aus der Perspektive des (erwachsenen) Kindes

Eine narzisstische Mutter, viele Menschen haben und hatten eine, auch Rainer Maria Rilke. Sein Gedicht “Ach wehe, meine Mutter reißt  mich ein” zeigt wie umfassend Narzissmus wirkt – die Folgen reichen weit bis ins erwachsene Alter.

 

Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.

Da hab ich Stein auf Stein zu mir gelegt,
und stand schon wie ein kleines Haus,
um das sich groß der Tag bewegt, sogar allein.
Nun kommt die Mutter, kommt und reißt mich ein.

Sie reißt mich ein, indem sie kommt und schaut.
Sie sieht es nicht, daß einer baut.
Sie geht mir mitten durch die Wand von Stein.
Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.

Die Vögel fliegen leichter um mich her.
Die fremden Hunde wissen: das ist der.
Nur einzig meine Mutter kennt es nicht,
mein langsam mehr gewordenes Gesicht.

Von ihr zu mir war nie ein warmer Wind.
Sie lebt nicht dorten, wo die Lüfte sind.
Sie liegt in einem hohen Herz-Verschlag
und Christus kommt und wäscht sie jeden Tag.

Aus: Die Gedichte 1910 bis 1922 (München, 14.10.1915)

Rainer Maria Rilke (Lyriker, 1875 – 1926)

 

Narzisstische Mutter, das unsichtbare Problem

Rainer Maria litt sehr unter seiner narzisstischen Mutter Phia Rilke. Dies wird beispielsweise im Eintrag von Wikipedia über ihn beschrieben. Dennoch heisst es weiter im Artikel über Rainer Maria Rilke: “Dabei brachte Rilke gegenüber seiner Umwelt zahlreiche Zerrbilder ihres überspitzten, prätentiösen und verwöhnten Wesens in Umlauf und überzeichnete oft negative Charaktereigenschaften seiner Mutter.”

Dies ist typisch bei Narzissmus, vor allem wenn es um narzisstische Mütter geht: Aussenstehende denken, dass die Betroffenen übertreiben und dass es nicht so schlimm gewesen sein könne. Noch dazu hier bei Wikipedia handelt es sich um Aussenstehende, die weder R.M. Rilke noch seine Mutter kannten. Da mutet es geradezu grotesk an, dass sich diese Menschen ein Urteil über die Kindheit Rilkes erlauben.

Narzisstische Mutter: ein Trauma

Betroffene von Narzissmus kennen dies meist nur zu gut. Aussenstehende aus Nachbarschaft, spätere Bekannte oder gar Freund*innen können oder möchten sich nicht vorstellen, dass bestimmte Dinge vorgefallen sind. Von schwerer körperlicher Gewalt bis hin zu emotionaler Gewalt. Und sogar wenn das unbestreitbar ist, weigern sich viele Mitmenschen die Schwere der Folgen von narzisstischem Missbrauch zu sehen und anzuerkennen. Sie denken oft, dass die Betroffenen “übertreiben würden”, dass sie es “hinter sich lassen sollten”, dass sie “vergeben sollten” und Ähnliches. Narzisstischer Missbrauch wird oft als nicht als Trauma erkannt und anerkannt. Und entsprechend sind die Folgen davon Komplex-PTBS (komplexe Posttraumatische Belastungsstörung).

 

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Kind. Eltern. Narzissmus.

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