Was sind Aufstellungen? Als Aufstellungen oder Aufstellen wird eine Methode bezeichnet, die mit der räumlichen Aufstellung von Personen und mit dem sogenannten Stellvertreterphänomen arbeitet.
Es gibt viele Bezeichnungen dafür: Aufstellungen, Aufstellen, Familienstellen, Familienaufstellung, Systemisches Stellen, Systemische Aufstellung. Das ist oft verwirrend, da die Bezeichnungen auch manchmal aus Unkenntnis unterschiedlich benutzt werden.
Als Sammelbegriff gilt das Wort Aufstellung(en), aber auch Systemisches Stellen oder Systemische Aufstellung. Eine Unterabteilung davon ist das Familienstellen, wobei manche aus Unkenntnis den Begriff Familienstellen auch als Sammelbegriff verwenden.
Was ist eine Aufstellung genau? Eine Aufstellung ist das räumliche Anordnen von sogenannten Stellvertretern zu einem bestimmten Thema für eine bestimmte Person oder Personen(gruppe) zu einer bestimmten Zeit.
Die räumliche Anordnung als äussere Struktur des Systems sagt etwas über die innere Struktur des Systems und damit auch über die innere Struktur der aufstellenden Person aus. Die aufstellende Person ist die Person, die eine Fragestellung klären will und zu diesem Zweck eine Aufstellung machen lässt. Dazu bedarf es meist einer anderen Person, die die Aufstellung anleitet.
Am einfachsten zeigt sich die Methode über den Ablauf. Dieser beginnt damit, dass eine Person ein Problem hat, bei dem sie das Gefühl hat, nicht über alle dazu gehörenden Informationen zu verfügen. Sie versteht nicht genau die Mechanismen, sowohl bei sich selbst als auch bei anderen am Problem Beteiligten. Oder sie hat die Informationen, kann es aber nicht alleine lösen.
Eine Aufstellung arbeitet systemisch, das bedeutet, dass sie einen Komplex an Personen und anderen an einem Problem beteiligten Faktoren als ein System wahrnimmt. Wichtig dabei ist, dass die Einzelteile eines Systems voneinander abhängen. Dies hat zur Folge, dass sich mehr oder weniger alle Teile im System ändern, wenn auch nur ein kleiner Teil im System sich ändert.
So eignet sich die Methode sehr gut, um komplexe und differenzierte Zusammenhänge zu untersuchen. Hierbei spielt der Zeitfaktor eine große Rolle: da durch eine kleine Veränderung das ganze System sich ändert und die Aufstellung ein Abbild einer realen Situation mit realen eigenständigen Beteiligten ist, können sich reale Situation und reales Abbild ständig verändern. Die Methode der Aufstellung ist so flexibel, dass sie diese Veränderungen ständig neu abbilden kann.
Der nächste Schritt ist, dass sich die aufstellende Person jemanden sucht, mit dem/mit der sie gerne arbeiten möchte. In der klassischen Variante von Aufstellung funktionieren die sogenannten Stellvertreter über einzelne Menschen.
Zu Beginn einer Aufstellung schildert die betreffende Person ihr Problem. Dies kann eine relativ kurze Schilderung sein, die detaillierte Information kommt dann über die Aufstellung. Der nächste Schritt ist die Benennung der beteiligten Personen oder weiteren Umstände. Es gilt hier, das System, so weit zu diesem Zeitpunkt möglich, relativ genau zu erkennen. Fehlt ein wichtiger Bestandteil des Systems können wegen des systemischen Zusammenhangs wichtige Faktoren des Problems übersehen werden und eine Lösung kann nur bedingt zu finden sein. Werden hingegen zu viele beteiligte Faktoren oder Personen gewählt, kann es bei einer differenzierten Betrachtung zu langwierig und deshalb zu verwickelt sein, um einen möglichst effektiven Lösungsansatz zu finden.
Die Auswahl wird dadurch erleichtert, dass eine Aufstellungsleitung mit viel Offenheit, Intuition und Gespür der aufstellenden Person hilfreich zur Seite stehen kann. Eine gute Leitung kann im Laufe der Aufstellung spüren, wenn wichtige Faktoren oder Personen fehlen und sie im Verlauf noch hinzufügen. Manchmal können dies auch StellvertreterInnen spüren.
In der klassischen Variante sucht sich nun die aufstellende Person Menschen aus, die ihr zu den jeweiligen Personen und Faktoren ihrer Aufstellung zu passen scheinen. Beispielsweise sucht sie sich von den Anwesenden jemanden aus, der ihr als Stellvertreter für ihren Vater, ihre Mutter oder andere Beteiligte passend erscheint. Sind die angefragten Personen einverstanden, stellt die Hauptperson alle am System Beteiligten intuitiv im Raum auf. Sie hat auch eine Person stellvertretend für sich selbst ausgesucht. Sie selbst nimmt an der Aufstellung nur als Beobachterin teil.
Im Laufe der Aufstellung artikulieren die StellvertreterInnen ihre Befindlichkeiten. Darüber wird das systemische Netz mehr und mehr deutlich. Nach der ersten Runde verändert die/der LeiterIn in Zusammenarbeit mit den StellvertreterInnen die Positionen. Immer wieder werden die nun geänderten Befindlichkeiten wahrgenommen und finden weitere Veränderungen statt. Das Ziel ist eine Position zu finden, die für die betreffende Person das Problem so weit wie möglich klärt und löst. Dabei ist wichtig, dass sich die StellvertreterInnen so weit wie möglich wohl fühlen und vor allem nur Veränderungen herbeigeführt werden, mit denen die aufstellende Person einverstanden ist.
Während der Aufstellung kommt es meistens zu wichtigen, bisher nicht kommunizierten Sätzen und damit zu einer unterschiedlichen inneren und äusseren Position der Beteiligten.
Ist gegen Ende einer Aufstellung die Position gefunden, mit der die beteiligte Person sich am wohlsten fühlt, kann sie sich an die Position ihrer/ihres StellvertreterIn begeben und selbst die nun veränderte Situation erspüren.
In freieren Varianten können anstatt der vielen menschlichen Einzelvertreter auch Gegenstände benutzt werden wie Steine, Puppen und ähnliches. Eine beliebte Variante ist auch das Aufstellen mit Blättern. Dabei werden für alle beteiligten Stellvertreterpositionen einzelne Papiere beschriftet. Diese Blätter werden wie die Menschen im Raum aufgestellt. Das Erspüren und Kommunizieren der einzelnen Personen kann so durch eine einzige Person, meist die leitende Person, erfolgen. Je nach Wunsch und Fähigkeiten kann die aufstellende Person ihre Position von Anfang an (ebenfalls auf einem Blatt) einnehmen und die Aufstellung so miterleben und mitgestalten. Die/der LeiterIn wechselt von Papier zu Papier und bringt so alle StellvertreterInnen mit ins Spiel.
Wichtige Voraussetzungen für eine fruchtbare und hilfreiche Aufstellung stellen auf der Seite der leitenden Person weitestgehende Offenheit, Freiheit und kreatives Denken dar, um eine individuell für die Person in der Situation passenden und unterstützenden Lösungsweg zu finden.
Ebensowichtig ist dies auch für die aufstellende Person und eventuelle StellvertreterInnen, denn die Begrenzung und Eingengung der Einzelnen ist Teil des Systems und somit auch Teil einer Behinderung oder im günstigen Fall einer freien, differenzierten und erfolgreichen Lösung.
Ein Beispiel für die freie Arbeit mit Familienstellen und Systemischem Stellen für verschiedene Problembereiche ist der Raum für Innere Arbeit von Andrea Hofmann in Berlin. Sie stellt mit Einzelsitzungen und Gruppen, mit StellvertreterInnen und Blättern auf – je nach Situation, Problemfeld und KlientIn.
Basis ihrer Arbeit ist langjähriges Forschen und vielfältige, tiefe Erfahrung mit Familienstellen und Systemischem Stellen aber auch mit anderen Methoden. In einer sehr freien und kreativen Gestaltung findet sie Lösungsmöglichkeiten für alle Arten von Problemen – vor allem in besonders schwierigen Problemstellungen sieht sie eine Herausforderung, die sie gerne annimmt.
Den Ablauf bespricht und gestaltet Andrea Hofmann jeweils individuell mit Klientin oder Klient. So gibt sie den Betreffenden Raum für freie Entfaltung, kreatives Gestalten und Selbstbestimmtheit aber auch Unterstützung und Hilfe – so, wie es die Person in dem Moment benötigt. Dadurch stellt sie ein hohes Maß an Eigeninitiative her ebenso wie eine möglichst konstruktive Hilfestellung. In konstanter Offenheit und mitfühlendem Kontakt gibt sie so viel Freiraum wie möglich und dabei doch so viel Erfahrung und konstruktive Hilfe wie nötig.
Die Erfahrung des Systemischen Stellens wird so über die Problemlösung hinaus zum spannenden Kennenlernen des eigenen Selbst, der eigenen Welt und zum produktiven Üben der eigenen kreativen Kräfte. Der Raum für Innere Arbeit ist von Andrea Hofmann angelegt als Hilfe zur Selbsthilfe. So kann jede und jeder durch das Problemlösen zu immer grösserer Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit wachsen.